Plitsch und Platsch

Platsch, der kleine Regentropfen war schon seit Tagen aufgeregt. Er stieß und schubste. Wollte unbedingt am Weihnachtsabend als erster aus der dunklen grauen Wolke springen.          
„Autsch, kannst du nicht aufpassen", rief plötzlich hinter ihm jemand ärgerlich. „Musst du so drängeln? Kannst du keine Rücksicht nehmen bei dieser Enge?“

Plitsch, das süße Regentropfenmädchen sah ihn wütend an. Verlegen trat Platsch von einem Fuß auf den andern und wusste nicht was er sagen sollte. Sein Herz klopfte bis zum Hals, denn schon seit langem war er in dieses Regentröpfchen verliebt.

„He, bist du stumm? Willst du dich nicht wenigstens entschuldigen?“         
"Hab dich nicht gesehen", sagte er, "Wollte dir nicht weh tun, hab es aber eilig".

„Eilig? Was gibt es denn so Wichtiges?“

„Na, heute ist doch Weihnachten und da möchte ich die Menschen beschenken. Sie sollen sich doch freuen.“

„Freuen über dich? Am Weihnachtstag? Das ich nicht lache. Die werden sehr ärgerlich sein, wenn es regnet. Komm lieber mit, wir gehen zum Weihnachtsmann die Geschenke abholen. Er wohnt dort drüben neben dem Haus von Frau Holle und Herrn Frost.“

 

Plitsch klopfte dreimal an die Tür.

Das Christkind öffnete und im Flur stand der Weihnachtsmann mit rotem Mantel und Filzpantoffeln. Beide waren wohl mit Packen beschäftigt, denn der große Sack war bereits bis oben mit großen und kleinen Päckchen gefüllt.

"Na endlich", rief der Weihnachtsmann, "es wird Zeit. Frau Holle kann nicht länger warten. Wählt eure Kleider. Herr Frost wird sie nähen". Er berührte sie sanft mit seinem Reisestab und Platsch wurde ganz kalt ums Herz, als er die Augen schloss.

Nach einem kurzen Augenblick wurde aus ihm, dem grauen Regentropfen, eine schöne Schneeflocke. Auch Plitsch glitzerte und funkelte in den Farben des Eises.          
Schnell schlüpften beide ins Kopfkissen von Frau Holle. Und schon bald wirbelten und tanzten sie durch die Luft.            

Der Weihnachtsmann sauste mit dem Schlitten vorbei, lachte, bückte sich und schenkte ihnen ein Fädchen Zuckerwatte als Wegzehrung für die Reise.    

"Hui, ich fliege zur Spitze des Weihnachtsbaumes, dort ist die beste Aussicht" rief Platsch. Doch Plitsch fasste ihn an einer Zacke und zog ihn mit sich. „Komm, es ist Weihnachten, wir müssen jemanden beschenken. Ich habe es dem Christkind versprochen.“      
Der Wind pustete ein wenig und sie wirbelten weiter, landeten auf der Nasenspitze einer kleinen Maus, die frierend unter dem Weihnachtsbaum saß.